DIE MARK UND DIE STADT HAMM ZUR ZEIT DER LOGENSTIFTUNG

Der Kurfürst von Brandenburg - seit 1609 nominell im Mitbesitz, seit 1629 nominell in Alleinbesitz der Grafschaft Mark - bemühte sich ab 1644 um die tatsächliche Herrschaft; kurz vor Abschluss des Westfälischen Friedens überließ ihm der Kaiser im August 1648 als letztes die Festung Hamm. Dem märkischen Landstand machte er ein Zugeständnis durch Ernennung eines Bodelschwingh zum Stadtkommandanten. Im märkischen Landstand waren Hamm, Unna, Kamen, Iserlohn, Lünen und Schwerte als Städte vertreten.

Zwistigkeiten zwischen diesen privilegierten Städten und der Ritterschaft sowie beider Stände untereinander begünstigten bald darauf Absolutismus und Zentralismus. Die preußischen Könige hatten es schon im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts für ratsam gehalten, die städtische Verwaltung entsprechend ihren "aufgeklärten" Vorstellungen zu organisieren, auch bauten sie Schritt für Schritt die Rechte des freiherrlichen Landstandes ab: das auf Steuerbewilligung und -verwaltung, wie das des Indeginats, das heißt die vorzugsweise Besetzung der Verwaltungsämter mit Söhnen des örtlichen Adels bzw. Patriziats. So wurden die größten und wirtschaftlich wichtigsten Städte der königlichen Rathausverwaltung unterstellt: Hamm, Unna und Iserlohn 1718, Kamen und Lünen 1719; nur Soest konnte seine freie Ratswahl noch bis 1746 retten. 1723 wurde die Kriegs- und Domänenkammer für Kleve und Mark mit dem Sitz in Kleve errichtet. 1753 wurde die Mark in die vier Kreise Hamm, Hörde, Wetter und Altena eingeteilt.

So nahm Hamm trotz der geringen Zahl von etwa 3.000 Einwohnern in der Mitte des
17. Jahrhunderts einen bedeutenden Rang unter den Städten des preußischen Westfalen ein. Seit 1753 war sie Kreisstadt eines umfangreichen Gebietes mit mehreren Städten und einer erheblichen Wirtschaft. 1767 wurde sie Sitz einer Kammerdeputation für die Mark, da die Kammer zu Kleve zu zwei Dritteln mit märkischen Angelegenheiten befaßt war, und 1787 wurde diese verselbständigt, das heißt, Hamm wurde Sitz der märkischen Kriegs- und Domänenkammer. Das Infanterie Regiment Nr. 9 lag hier in Garnison mit einer großen Anzahl auswärtiger adeliger Offiziere und Beamten.

Daneben war sie aber auch Sammelpunkt des märkischen Landstandes
und des protestantischen westfälischen Adels, wie auch der märkischen Bürgerschaft, wovon die Mitgliederverzeichnisse der Loge von Anbeginn bis in die jüngste Zeit ein beredtes Bild ablegen. Am 24. Juli 1791 versammelten sich zuerst 13 Brüder, um die Loge "Zum Hellen Licht" zu gründen. Das Logenpatent wurde mit Urkunde vom 22. Dezember 1791 erteilt. 

Erster Meister vom Stuhl wurde Adam Freiherr Senfft von Pilsach. Sein Nachfolger wurde 1802 Carl Freiherr von Plettenberg-Bodelschwingh (Siehe auch Meister der Loge)

Laut Protokoll vom 16. April 1795 wurden als besuchende Brüder der Generalmajor von Blücher mit einigen Offizieren in die Loge eingeführt. Blücher besuchte die Hammer Loge häufig und wurde 1799 ordentliches Mitglied. Er blieb bis zu seinem Tode Mitglied der Loge, zuletzt als deren Ehrenmitglied. Blücher war auch Logenmeister der Loge "Zu den drey Balken" in Münster. 1827 geriet die Loge in etwas stürmische Gewässer, was zur Reform der Loge und Neuwahl des Logenvorstandes führte. Neuer Meister vom Stuhl wurde 1827 der Hammer Bürgermeister Friedrich Wilhelm Quade, dem von 1828 - 1856 dann Eduard Mayer im Amte nachfolgte.

Prinz Wilhelm von Preußen (Wilhelm I)

Am 17. Juni 1855 besuchte Prinz Wilhelm von Preußen - der spätere Kaiser Wilhelm I. - in seiner Eigenschaft als "Protektor der sämtlichen Freimaurerlogen in den preußischen Staaten" die hiesige Loge. Die Logenchronik schreibt nicht viel über die folgenden Jahre, jedenfalls keine Ereignisse, die über die Loge hinaus von Bedeutung schienen. Von 1856 - 1868 stand der Oberlandgerichtsrat Friedrich Wilhelm Schulz der Loge vor, gefolgt von dem Justizrat und Rechtsanwalt Julius Hypolit Dieterici von 1868 - 1870. Ihm wiederum folgte als Logenmeister der Kaufmann Carl Rollmann von 1870 - 1895. Sein Nachfolger wurde von 1895 - 1899 der Werksdirektor Carl Wiskirchen. Dessen Nachfolger im Amt war der Apotheker Emil Cobet, der das Amt von 1899 - 1921 versah.

Im Verlauf des 1. Weltkrieges waren Silbermünzen von Privatleuten, Nickel- und Kupfermünzen von Kassen als Metallreserve gehortet worden, der Bedarf an Kleingeld war jedoch ungebrochen. Das Finanzministerium beugte sich den Forderungen der Gemeinden und gestattete die Herausgabe von Notmünzen. Unter diesen nehmen die von der Stadt Hamm geprägten wegen ihrer künstlerischen Gestaltung eine besondere Stellung ein.

Entworfen waren sie von dem Kunstmaler Christian Kreuzfeld. Die nach dem ursprünglichen Entwurf geschlagenen Münzen gefielen offenbar nicht, und so beauftragte der Rat, dem der Br. Emil Cobet, Meister vom Stuhl der hiesigen Loge, vorstand, seinen Logenbruder Gustav Lübcke, den Stifter und ersten Direktor des Hammer Museums, der auch ein bedeutender Numismatiker war, sich der Gestaltung der Neuprägung anzunehmen. Während die 1- und die 2-Pfennigstücke keine freimaurerischen Symbole erkennen lassen und auch der Stern auf dem 5-Pfennigstück so wenig als maurerisches Symbol gedeutet werden muß, wie die zwei Fördertürme als die beiden Säulen des Salomonischen Tempels, schlägt freimaurerische Symbolik beim höchsten Wert, dem 50-Pfennigstück, voll durch:

Das Rankenwerk der Schauseite ist gefüllt mit Setzwaage, Hammer und Winkelmaß, das GL steht für Gustav Lübcke, wie das HK darüber - verbunden durch den maurerischen Knoten der Freundschaft - für die Prägeanstalt Heinrich Kissing, Menden. Die Rückseite zeigt eine im Norden des Rathauses aufgehende Sonne, eine Absurdität, die nur eine Deutung auf die freimaurerische Sinngebung zulässt, im Schnörkelkranz Winkelmaß und Zirkel, zwei einander gegenüberstehende Säulen und CK für Christian Kreutzfeld. Das Einverständnis der Stadt muß vorgelegen haben, sonst wären von den 50-Pfennigstücken nicht knapp 90.000 Stücke geprägt worden.

Zu Beginn des Dritten Reiches wurde starker Druck auf die Freimaurerlogen ausgeübt. Bereits am 7. April 1933 hatte Göring dem Landesgroßmeister des Freimaurer-Ordens unmissverständlich erklärt: "In einem nationalsozialistischen Staat faschistischen Gepräges ist kein Platz für Freimaurer." Daraus zogen die Oberen der drei preußischen Großlogen »Zu den drei Weltkugeln«, zu der auch die Hammer Loge gehörte, »Freimaurer-Orden« und "York zur Freundschaft«, die sich seit Anfang dieses Jahrhunderts ohnehin immer mehr vom »Internationalismus« und den sogenannten »humanitären« Lehrarten, insbesondere süddeutscher Großlogen, als "christlich" distanziert hatten, den Schluss, man müsse nur durch Namenswechsel diese Distanz dokumentieren, die Rituale und Satzungen purgieren und schon seien Partei und Staat beruhigt.

Diese Auffassung wurde bestärkt durch Aufsätze und Reden des Referenten für Freimaurerfragen in der NSDAP, dessen Verdammungsurteil sich ausschließlich gegen die humanitären Logen richtete und das die christlichen Logen aussparte. Trotz allem verschärften sich die öffentlichen Angriffe gegen die Freimaurerei tagtäglich. Gewaltakte mannigfacher Art gegen Baulichkeiten und sonstiges Logeneigentum liefen mit der Hetze in Presse und Versammlungen sowie der Diskriminierung der Logenmitglieder parallel. Hiergegen angestrengte Prozesse wurden als unzulässig abgewiesen, weil staatspolitische Maßnahmen nicht überprüfbar seien; »Maßnahmen« der Gestapo waren aufgrund des Gesetzes über die Geheime Staatspolizei ohnehin gerichtlich nicht nachprüfbar. Gegen den Terror von SA und Straße wurde von der Polizei nicht eingeschritten, denn nicht der Mob, sondern die Logen und ihre Mitglieder galten immer allgemeiner als die »Störer« der öffentlichen Ordnung.

In der Folgezeit verhandelten der Meister der Loge Dr. Manecke und der Anwalt, wobei es im wesentlichen um eine Rehabilitation der Logen und ihrer Mitglieder ging. Der Vertreter des preußischen Innenministeriums sicherte dies einerseits für die Zukunft zu, andererseits wies er am 15. Juni auf den immer dringender werdenden Auflösungsbeschluss hin. Dem fügte der anwesende Vertreter des Reichssicherheitshauptamtes der SS hinzu, dass er das Verbot nicht mehr aufhalten könne, wenn die Beschlüsse nicht binnen eines Monats vorlägen. Es ist wohl kein Zufall, daß am 15. Juli 1935 "spontan" ein erster größerer Pogrom in Berlin stattfand. Nach dieser neuerlichen Drohung beschlossen alle drei Großlogen ihre Auflösung, und die Logen folgten diesem Beschluss. So auch die Loge »Zum hellen Licht« in Hamm, deren amtierender Meister vom Stuhl Br. Manecke war. Am 18. Juli 1935 fand eine Mitgliederversammlung statt, die die verordnete Auflösung beschloss. Am 20. darauf fand ein letztes Johannisfest mit immerhin 60 Brüdern statt. Das Licht erlosch für zwölf lange Jahre. Doch obwohl alsbald darauf in ganz Europa die Lichter ausgingen, trafen sich die Brüder weiter heimlich zum Brudermahl, welches der Bruder Schlachthofdirektor "alimentierte".

Am 20. Juni 1935 fand das letztes Johannisfest in der Loge Zum hellen Licht i.O. Hamm, Nr. 169 in der Postraße 2 statt.

Da die Loge ihr Haus zwangsweise veräußern musste, soll an dieser Stelle der Orte gedacht werden, an denen sie sich in den 200 Jahren befunden hatte:

Die Loge tagte zunächst in dem Haus der Witwe Bordelius, einer Gastwirtin, verschwägert mit dem Br. Bordelius. 1795 kauften acht Brüder gemeinsam von den Eheleuten Obristwachtmeister von Netzow die am Nordenwall zwischen der Wallstraße, Brüder- und Klosterstraße gelegenen Häuser 276, 269 und 269 1/2 nebst dahintergelegenen, dazugehörigen Hofräumen, Gärten, Fischteich, Baumhof, Stallung, Scheune, etc. sowie allen Gerechtsamen zum Preise von 4.350 Reichstalern Berliner Courant. Der Kauf erfolgte nicht - wie häufig angenommen wurde - zu Gunsten des Ressourcen; der anschließende Aus- und Umbau erfolgte in erster Linie zu Logenzwecken. Im Parterre des »Logenhauses« - wie es offiziell bezeichnet wurde - hatte 1796 »die Loge selbst eine Resource etabliert, bei welcher der größte Teil der hiesigen Honoratioren gegen einen Beitrag von 5 Thalern jährlich engagiert sind und die sich gewöhnlich in den unteren und nur bei Bällen und Konzerten in den oberen Zimmern sich versammeln. Es macht dabei keinen Unterschied, ob es Maurer sind oder nicht. "Im übrigen hat die Loge über dieses Haus, das sie selbst erbaut hat, völlig seine Disposition", so die Antwort des Logenvorstandes auf die Anfrage der Großloge 1802, ob "die Loge ein eigenes oder gemietetes Lokal habe, und ob es noch der Fall ist, wie wir vor einiger Zeit vernommen haben, dass sie mit einem dortigen Club in einer äußeren ökonomischen Verbindung stehe.« Als dieses Haus 1854 von den Erben eines Bruders verkauft wurde, errichtete die Loge ihre Räume in einem neuerrichteten Anbau der Gastwirtschaft »Deutsches Haus« des Br. Boecker in der Oststraße; das Gebäude hatte seinen Ausgang zur Widumstraße. Da die Erben Boecker die Miete unangemessen steigerten, lieh 1871 die Loge der Clubgesellschaft 1.350 Taler aus der Logen- und aus der Witwenkasse gegen 5% Zinsen. Von diesem Darlehn errichtete diese unter anderem Räumlichkeiten für die Einrichtung des Tempels, der im Oktober 1871 eingeweiht wurde.

1875 schlugen die Brüder Rollmann und Kipper, ersterer amtierender Meister vom Stuhl, der Bruderschaft den Erwerb des Hauses in der Poststraße vor, welches ehedem dem Br. Mayer gehört hatte; diese und die Großloge stimmten zu. 1884 wurden zwei kleinere Nachbarhäuser dazu gekauft. Hier befand sich die Hammer Loge faktisch bis zu deren Zerstörung durch die Bomben; faktisch, weil sich die Bruderschaft auch nach der erzwungenen Auflösung der Loge dort regelmäßig »als Kegelbrüder« auf der Kegelbahn getroffen hat. Erworben wurden die Baulichkeiten von der Stadt Hamm. Durch das Restitutionsgesetz der Alliierten erhielt die Loge das ausgebombte Grundstück leer zurück - stehengeblieben war nur die gewaltige Linde, die noch heute den Parkplatz des Supermarktes der Firma Tengelmann überschattet. Nach der Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Kriege, tagte die Loge im "Hinterzimmer" des Cafe Schulte in der Weststraße. Dort tagten fast alle wiederentstandenen Hammer Vereine, auch das örtliche Theaterchen spielte dort. Aufnahmen, Beförderungen und Erhebungen fanden in den Räumen der Loge in Soest statt.

Auch die hiesige Loge machte ihre Rückerstattungsansprüche gegen die Stadt Hamm geltend. Anstelle des leeren Grundstückes bot diese das gleichfalls ausgebombte Grundstück der Reichsbanknebenstelle in der Sedanstraße und als Ausgleich ein Dreifamilienhaus an, welches bei der gesetzlichen Mietpreisbindung nicht zu halten war, so dass sich der Verkauf aufdrängte. Der Erlös reichte jedoch nicht für ein eigenes Logenhaus. So tauschte die Loge 1963 das Grundstück gegen die Gewähr von Logenräumen im obersten, dem 3. Stock, ein. Abgesichert wurde sie für alle Zeiten durch die grundbuchliche Eintragung eines Dauernutzungsrechtes. 1967 wurde in diesem Haus Sedanstraße 13 die Räume vom seinerzeitigen Minister und Bruder Stammberger der Loge übergeben.

1980 wurde die "Lodge of Hope" aus Bradford Partnerloge der Hammer Loge. Es entwickelte sich ein lebhafter Austausch zwischen den beiden Logen. 

So stifteten beide Logen 1985 eine Steinplastik, die im Englischen Garten des Maxililianparkes steht. Entworfen wurde sie von dem Logenbruder Jockel Reisner und ausgeführt von dem Logenbruder Rainer Wöhrle.

Diese beiden Brüder schufen auch das Bronze-Mahnmal mit den Namen der Opfer des Stadionbrandes in Bradford 1987. Dies Mahnmal wurde je einmal vor dem Rathaus in Hamm und Bradford aufgestellt.

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